Heute Vormittag waren wir zum ersten Mal in einer Schule und konnten uns ein Bild von dort machen. Die Schule ist eine Zusammenfassung von unserer Volksschule und Neuen Mittelschule und hat somit Kinder von 1. -9.Schulstufe. Mit über 800 SchülerInnen ist die Schule auch eine der größten dieser Art in Finnland.
Nach einer kurzen Einführung durch unsere charmanten Gastgeberinnen war eines für mich klar. Das Wort der Woche ist eindeutig Trust. Wie auch gestern schon, scheint vieles auf gegenseitigem Vertrauen aller Beteiligten aufgebaut zu sein.
Für mich war sehr spannend zu sehen, dass die Region Vantaa alle Schulen mit Chromebooks ausgestattet hat. Dabei bekommen sogar schon die 1.Klässler Chromebooks, diese nutzen die Geräte aber viel weniger als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen.
Die Schule ist eine Versuchsschule, wobei die Art und Weise laut Aussage überall gemacht werden sollte, da es vom Curriculum vorgegeben wird. Die Arbeit findet ab der 3.Schulstufe weitgehend mit Wochenplänen statt und die Kinder arbeiten sehr viel selbständig an den Aufgaben. Es gibt dabei Wochenpläne für SchülerInnen mit dem Anspruch auf ein Grade 6, auf ein Grade 8 und auf ein Grade 10, das Notensystem ist hier 10-stellig. Dabei suchen sich die Kinder selbstständig die Aufgaben aus und können zwischen den Stufen auch wechseln. Die Vorgangsweise scheint sehr gut zu funktionieren und das spannende daran ist, dass die Lehrperson, tatsächlich ein Lerncoach ist und fast keinen direkten Input gibt (Teilweise 15 Minuten am Anfang der Stunden).
Die Kinder arbeiten also sehr frei und es kann gut vorkommen, dass eine Gruppe Mathematikaufgaben erledigt und die andere Gruppe arbeitet gerade an Finnisch-Übungen. Die Coaches gehen dann immer herum und helfen bei Fragen oder geben direktes Feedback auf die Arbeiten.
Weiter interessant ist die Tatsache, dass Kinder mit speziellen Anforderungen ganz normal zu/m BetreuungslehrerInnen geschickt werden können und diese arbeiten in Kleingruppen dann individuell (soweit ich das heute mitbekommen habe).
Die LehrerInnen teilen sich die Vorbereitungen auf und arbeiten viel gemeinsam. Somit ist ein übergreifendes Arbeiten sehr einfach möglich. Die Kinder müssen über ein Tool mit dem Namen Qridi auf die einzelne Tasks Antworten online geben, wie es ihnen damit geht bzw. erging. Dabei können die Kinder 4 Stufen vergeben: erledigt, am arbeiten, brauche Hilfe, nichts für mich (grob übersetzt). Damit weis die Lehrperson immer wie weit die Kinder sind und kann direkt reagieren. Die Kinder müssen hier sehr viel Selbst-Evaluation machen.
Ein sehr spannender Besuch in dieser Schule mit vielen neuen Einblicken. Auf einer etwas theoretischeren Ebene führte uns am Nachmittag dann Markus in die Thematik der Arbeit dort ein. Er war lange an der Schule vom Vormittag und arbeitet nur für die Region Vantaa an der Weiterentwicklung des Schulsystems und soweit ich das mitbekommen habe, hat das auch Auswirkungen auf das ganze finnische Schulsystem.
Also wieder ein toller Tag der mit einem schönen Abendspaziergang in Tikkurila endete. Morgen gehts dann in die französische Schule in Finnland. Mal schauen, was es dort zu entdecken gibt.
2 Antworten auf „Der erste Schulbesuch“
Danke für die interessante Information. Mir gefällt sehr die selbstbestimmte Arbeit, welche zum Weiterdenken und Tun motiviert.
Lg von zuhause
Jap, das hat was.